China und Billiganbieter bei gleicher Qualität?
Erst mal zu meiner Person.
Ich arbeite in der Automobilbranche und mir ist das Chinageschäft und China Sorcing leider nicht ganz unbekannt, da es ja von den Sparfüchsen ja immer so propagiert wird.
Ist es wirklich billiger?
Bei gleicher Qualität und gleichen Rohstoffen!
Ganz klar nein.
Es kann auch gar nicht billiger sein. Bei Massenprodukten mit hohem Automatisationsgrad werden die eingesetzten Maschinen in China genauso teuer oder sogar teurer Sein als in Europa. Bei den Rohstoffen verhält es sich nicht anders, bei gleicher Spezifikation sind die Rohstoffe in China fast immer teurer. Bei der Umwelt sollte man nicht nur immer die Transportkosten betrachten. In China sind auch immer noch Stoffe erlaubt die bei uns in Europa gemäß REACH nicht mehr eingesetzt werden dürfen. Also riskiert ihr damit das Leben der Arbeiter dort.
Nehmen wir mal einfach das erwähnte Beispiel Griffe und fangen einfach mal an mit den Fertigungsschritten.
Gute Griffe sind normalerweise aus 7000er Material oder Dural. Diese Rohstoffe sind in China meist teurer als in Europa da diese Rohstoffe dort in guter Qualität nicht hergestellt werden können und zu einem großen Teil auch importiert werden.
Nun zur Fertigung, das Teil ist ein Drehteil mit rotierenden Werkzeugen. Also ein Klassiker für einen Drehautomaten mit Stangenzuführung und rotierenden Werkzeugen. Das heißt fast mannlos. Strom kostet i China wegen der Energieknappheit dort meist mehr als in Europa. Die Maschine kostet in China gleich viel wie in Europa da In diesem Bereich die Technologie meist aus Europa oder Japan kommt und die Maschinen zwar oft in Asien gefertigt werden aber nicht in Asien entwickelt werden. Da für die Maschine ein qualifizierter Mitarbeiter mit CNC wissen benötigt wird kostet ein Mitarbeiter in China nicht viel weniger als in Europa, da nur ungelernte Kräfte in China billig sind und für ca 2-300 $ arbeiten. Ein Qualifizierter Mitarbeiter mit den Kenntnissen kostet dort ca. 2/3 (steigend) zu einem Mitarbeiter in Europa. Da es eine fast mannlose Fertigung ist. Dieses Teil würde ca. eine Maschinen Zeit von nicht mehr als 90 Sec. haben abhängig vom Ausgangsmaterial. Bei einer Manuellen Fertigung auf "alten Maschinen" wären das mindestens
4 unterschiedliche Arbeitsschritte (Maschinen) mit mindestens 10 Einzelarbeitsgängen mit zusätzlichen Messvorgängen. Reine Arbeitszeit mindestens 750 Sec.
Bei diesem Teil kommt es darauf an wie genau der Innendurchmessser ist. In dem Fall Sprechen wir von einer feinen Passtoleranz sonst kann es zum Klemmen oder zu leichtem Gaszug kommen und somit zu einer "komischen Haptik".
Anschließend geht's zur "Entgratung". Dies erfolgt wenn es gemacht wird durch Gleitschleifen. Das heißt auch fast mannloser Prozesse. Nur in die Maschine einfüllen und am Ende wieder rausholen. In dem Fall von einer Hilfskraft. Wenn der mechanische Fertigungsprozesse gut geplant und ausgeführt ist benötigt es kein Gleitschleifen und man spart einen Prozess, manuell würde das sehr viele Werkzeugwechsel und weitere Aufspannungen bedeuten.
Nun geht's zur Farbe. Das Alu mu jetzt durch verschiedene Salzbäder. Also einem chemischen Prozesse. Die Eindringtiefe und der Alu Rohstoff ergibt die Qualität der Farbechtheit und der Kratzfestigkeit (Abriebfestigkeit) der Griffe. Je Tiefer die Eindringung je länger dauert es. Je reiner und Hochwertiger das Material je farbechter, härter und besser in der Oberfläche wird das Eloxal.
Jetzt kommt noch der Gummi drauf. Um eine gute Verbindung zum Alu zu bekommen würde man erst mal die Oberfläche Strahlen und dann mit Haftvermittler manuell beschichten. Dann manuell in ein Vulkanisationswerkzeug den Gummi drauf Vulkanisieren. Da dies ein Vernetzungsprozess ist kann man hierbei nur einen Gummirohstoff verwenden der Schneller anspringt um Zykluszeit zu sparen mit dem Nachteil einer schlechteren Haftung und Werkstoffen die nur bedingt Beständig gegen Licht, Ozon, Reinigungsmitte......... ist. Also ist dort wie einem Qualitätsprodukt auch ein geeigneter Werkstoff (EPDM,SBR) notwendig der nicht mit Altmaterial verschnitten ist und auch ausreichend mit Stabilisatoren und Additiven compoundiert ist. In diesem Fall würde es sogar einen Preisvorteil für China geben da wieder Werkstoffe verwendet werden dürfen die nicht REACH konform sein müssen. Aber wollt ihr was in den Händen Halten was nicht gesund ist?
So nur habe ich viel geschrieben um einfach nur mal in abgekürzten Schritten die Herstellung zu beschreiben.
Wer jetzt immer noch glaubt, man kann bei gleicher Qualität einen Griff für niedrigstes Geld herstellen soll einfach mal zusammenrechnen wie lange er gebraucht hat diesen Text zu lesen und was dies gekostet hätte, bzw wie viel Kosten er in seiner Arbeit dem Unternehmen gekostet hätte.
Also ist das Fazit doch sehr einfach. Bei gleicher Qualität wird es in China auch nicht wirklich billiger. Also was billig ist, ist auch nicht in adäquater Qualität.
Aus meiner praktischen Erfahrung heraus ist es so dass immer mehr Hersteller wegen der Qualität und den Kosten wieder zurück nach Europa kommen. Nur bei Produkten wo man gezwungen wird (Chinesische Regierung) in China zu fertigen bleibt man in China, für billig gibt es mittlerweile billigere Länder. Dort fehlt aber auch immer wie in China das Qualitätsbewustsein.
Zudem denkt einfach mal darüber nach alles was ihr billig schießt gefährdet doch auch indirekt euren eigenen Arbeitsplatz und somit euer geliebtes Hobby.
Außerdem würdet ihr bei eurer eigenen Tätigkeit bessere Qualität abliefern wenn ihr weniger dafür bekommt. Sicher nicht!
Deshalb kauft einfach Preiswert und nicht ein Teil das nur billig ist. Spätestens wenn du den Gummi in der Hand hast weil er abfällt weist du das es Mist ist.
Ich habe auch mal gedacht Schnäppchen schießen zu müssen, leider kann ich nur sagen fast immer war es das Geld nicht Wert und ich habe mich im Nachhinein geärgert und es gegen Tunigteile ausgetauscht die zwar etwas teurer waren aber keine Dubiose Herkunft haben.
Ich kann dir nur sagen bei Rizoma war bis jetzt alles immer ok auch wenn es etwas teurer ist und man sicher auch einen gewissen Obolus für den Namen zahlt.
Grüße Löwe
PS: Zu dem der gequollen Dichtungen hatte. Wenn du keine Quellenden Dichtungen haben willst solltest du dir die Ringe aus FKM kaufen, kostet hat nur ca. das 4 fache. EPDM quillt halt und erst wenn die Benzinmoleküle wieder verdunstet sind hat der O-Rind halt wieder den normalen Querschnitt. Leider ist es fast überall in der Industrie üblich überall zu sparen auch bei OEM Teilen. Nicht umsonst gibt es immer mehr Rückrufe bei fast allen Produkten. Außerdem wird dadurch doch der Umsatz gesteigert